Altreifen-Pyrolyse in Trotha

Vorigen Monat hat das Landesverwaltungsamt Halle die Genehmigung für die Errichtung einer Altreifen-Verwertungsanlage am Hafen Halle-Trotha erteilt. Auf eine Prüfung der Umweltverträglichkeit wurde dabei verzichtet, weil angeblich “durch das genannte Vorhaben keine erheblichen nachteiligen Auswirkungen zu befürchten sind”, wie es im Bescheid heißt. Die Firma Pyrolytech GmbH will im November 2014 den ersten von zwei Reaktorsträngen in Betrieb nehmen. In der Anlage sollen Gummigranulate aus Altreifen unter Luftabschluss erhitzt werden.

Dabei soll, neben Pyrolysegas- und -öl, auch ein komplexer fester Rückstand gewonnen werden, der neben Industrierußen auch viele andere Zuschlagstoffe enthält, die mehr oder weniger zufällig in den jeweils zerschredderten Altreifen enthalten sind. Der Rückstand wird "Pyrolyx-Carbon-Black" genannt und ist für die Herstellung hochwertiger Markenreifen eher nicht geeignet. Beworben werden die Rückstände deshalb auch als Farbpigmente und Füllstoffe in Kunststoffen und Bindemittel zum Auffangen ausgelaufener Altöle. Das Vermarktungsrisiko sollen eh die Lizenznehmer des Verfahrens tragen, weltweit will der Anlagenbauer 60 bis 100 dieser Altreifen-Pyrolyseanlagen verkaufen.

Am Standort Halle-Trotha verbreiten sich nun Ängste vor Giftstoffen in der Luft und einem erhöhten Krebsrisiko, zwei Wohnblöcke und eine Altenpflege-Einrichtung liegen in unmittelbarer Nähe. Auch der neue Anlagen-Standort ist immer noch Hochwasser-gefährdet. Anwohner haben eine Petition gegen die Anlage gestartet, zwei Bürgerinitiativen sind aktiv: Gesundes Trotha und Bürger für Kröllwitz. Pyrolyseabgase sind als krebserregend eingestuft, die Emissionen derartiger Anlagen gelten als nicht beherrschbar, deshalb hat sich die Technologie auch noch nirgends auf der Welt durchgesetzt. Dass nun ausgerechnet in Halle der Gegenbeweis angetreten werden soll, liegt wohl auch an einem kaum vorhandenen Umweltbewusstsein in Politik und Behörden. Im besonders betroffenen Saaletal befinden sich bald einmalige Naturschutzgebiete in der Rauchfahne der Anlage. Hinzu kommt, dass am geplanten neuen Standort auch denkmalpflegerische Aspekte missachtet werden, Teile des ehemaligen Heeresverpflegungshauptamtes sollen abgerissen werden: sechs Bodenspeicher und nicht zuletzt die ehemalige Kommissbrot-Bäckerei.

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